Kurzprusik
Der Kurzprusik ist ein essentieller Knoten im Alpinsport. Denn er wird sowohl beim Klettern als auch Bergsteigen in vielen unterschiedlichen Situationen benötigt. Liebevoll wird er oft ganz kurz nur als „Prusik“ oder als „Prusikschlinge“ bezeichnet.
Auch wir bei bolting.eu erhalten regelmäßig Anfragen zu diesem Ausrüstungsgegenstand. Grund genug, euch alles Wissenswerte zu dem Thema in einem umfangreichen Beitrag vorzustellen.
Was ist ein Kurzprusik?
Unter dieser Bezeichnung versteht man eine Reepschnur, welche mit dem Prusik Knoten an einem Kletterseil fixiert wird. D.h. eigentlich wird die Reepschnur erst durch die Art der Verwendung bzw. dem Knoten zur Prusikschlinge.
Diese kann zum einen je nach Art der Verwendung unterschiedlich lang sein. Und zum anderen aus unterschiedlichen Materialien bestehen. Wie z.B. Polyamid Reepschnur (a.k.a. Nylon), Dyneema Reepschnur oder Kevlar Reepschnur (a.k.a. Aramid Reepschnur).
Der Prusik Knoten
Um einen Kurzprusik machen zu können, braucht es natürlich den passenden Knoten. Hierfür braucht man zuerst eine der passenden Reepschnüre wie oben angeführt.
Ihr wollt die Prusikschlinge selber aus Reepschnur Meterware machen? Dann empfehlen wir euch eine Länge von ca. 1 -1,2m. Die Schnur wird mit dem Sackstich abgebunden, die Enden müssen dabei handbreit überstehen.
Ihr wollt gleiche eine fix vernähte Rundschlinge kaufen? Dann wählt bitte eine Länge von 50-60cm (Umfang 100 -120cm) aus.
So geht der Prusik Knoten!
Geeignete Reepschnüre für den Kurzprusik
Für den Bau einer Prusik Schlinge kann man viele Arten von Reepschnüren verwenden. Grundsätzlich kann man dabei zum einen zwischen abgelängten Reepschnüren und fix vernähten Rundschlingen unterscheiden. Und zum anderen zwischen den unterschiedlichen Materialien.
Polyamid Reepschnur
Eine 6mm Polyamid Reepschnur ist die klassische Variante für eine Prusik Schlinge. Denn sie ist ordentlich belastbar (Bruchlast ca. 650kg) sowie preisgünstig. Zudem hat sie einen vernünftigen Schmelzpunkt.
Dyneema Reepschnur für Kurzprusik?
Reine Dyneema Schnüre sind NICHT für eine Prusikschlinge geeignet. Das hat zwei ganz klare Gründe. Zum einen ist Dyneema extrem glatt. D.h. dieses Material entfaltet keine Reibung zwischen seiner Oberfläche und jener des Kletterseils. Folglich rutscht Dyneema viel zu leicht ab und ist deswegen eine ganz schlechte Wahl als Prusik.
Und zum anderen hat reines Dyneema einen viel zu niedrigen Schmelzpunkt (nur ca. 145°C). Somit ist Gefahr des Durchschmelzens viel zu hoch, wenn sie z.B. beim Abseilen verwendet wird.
Nun allerdings zum großen A-B-E-R! Dyneema ist hoch belastbar und hat vor allem eine hohe Kantenfestigkeit. Deswegen gibt es Dyneema Reepschnüre im Kern mit Polyamid Mantel. Diese Schnüre sind sehr wohl super als Prusikschlinge geeignet.
Aramid Reepschnur a.k.a. Kevlar Reepschnur
Dieses Material läuft leider unter zwei Bezeichnungen. Deswegen kann es etwas verwirrend sein. Die Eignung als Kurzprusik jedoch ist zum Glück immer gleich gut. Der riesige Vorteil dieses Materials ist der hohe Schmelzpunkt. Denn Kevlar schmilzt erst bei über 400°C. Folglich ist eine solche Schnur perfekt als Abseilschlinge!
Abgenähte Kurzprusik Schlingen
Produkte wie die Beal Jammy Prusikschlinge oder Edelrid Aramid Cord Sling sind fix abgenähte Schnüre. D.h. hier sind die Enden industriell vernäht und können nicht auf gehen.
Folglich darf man sie als grundsätzlich „sicherer“ bezeichnen. Darüber hinaus haben sie aber auch weitere Vorteile. Die Edelrid Schlinge z.B. ist ja eher zum Fädeln vonSanduhren bzw. Legen auf „Köpfel´n“ gedacht. Hier wird das Produkt als Kurzprusik eher „zweckentfremdet“. Das Beal Produkt hingegen ist ausschließlich als Prusik gedacht.
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Anwendung
Der Kurzprusik wird in der Regel für einige wenige Zwecke verwendet. Im Folgenden wollen wir euch einen Überblick zu den wichtigsten Anwendungen geben.
Wer sie alle beherrschen möchte, muss die jeweiligen Techniken ordentlich üben. Denn vergesst bitte nicht. Vor allem in Notsituationen kommen Stress, schlechte äußere Bedingungen sowie oft auch Zeitnot hinzu. Folglich ist es ideal, wenn man die jeweiligen Anwendungen bereits mehrmals geübt hat.
DER Klassiker – Kurzprusik beim Abseilen
Dieser Anwendungsfall ist ohne Zweifel DER Klassiker für eine Prusikschlinge. Dabei erfüllt die Schlinge folgende zwei wichtigen Zwecke.
Erstens ermöglicht sie beim Abseilen zu stoppen. D.h. man kann beide Hände vom Abseilgeräte bzw. Seil nehmen. Das ist z.B. nowtendig, wenn sich das Kletterseil verfangen oder Knoten hat.
Zweitens dient die Schlinge als Absturzsicherung. Dies kann sein, wenn man wegen Steinschlags bewusstlos wird. Dann hält einem der Prusik bei korrekter Ausführung sowohl aufrecht und verhindert ein weiteres nach unten rutschen.
Flaschenzug
Wer schnell einen Flaschenzug bauen will weiß. Ohne einen Kurzprusik läuft gar nichts. Denn dieser ist essentiell um am tragenden Seil eine Aufhängung für einen Karabiner bzw. Seilrolle zu machen. Zudem kann auch noch ein Zweiter Prusik benötigt werden. Nämlich wenn man weder GriGri noch Seilrolle mit Rücklaufsperre wie die Petzl Pro Traxion oder Edelrid Spoc dabei hat.
Spaltenbergung
Auch wenn man nicht direkt den „Kurzprusik“ benötigt, wollen wir hier die Spaltenbergung erwähnen. Denn hier werden in der Regel immer Prusikschlingen benötigt. Allerdings in einer längeren Version!
Zum einen zum Abbinden des „toten Mann“ bei der Kameradenrettung. Und zum anderen zur sogenannten „Körpersicherung“ bzw. für die „Trittschlinge“ bei der Selbstrettung („Münchhausentechnik“).
Fixieren von Lasten
Eine der unterschätztesten Funktionen des Kurzprusik ist das Fixieren von Lasten bei Höhenarbeiten. Denn hier bietet eine Prusikschlinge bei unzähligen Gelegenheiten eine unkomplizierte Lösung.
Erstens hat man die Schlinge immer mit, weil sie ja nicht ins „Gewicht fällt“. Zweitens ist sie extrem schnell angebracht. Drittens passt sie sowohl um dünne als auch dicke Seile. Oder anders formuliert. Der Seildurchmesser spielt hier keinerlei Rolle. Und viertens funktioniert der Prusik sowohl bei Kletterseilen, Statikseilen als auch Stahlseilen!
Alternativen zum Kurzprusik
Wir wollen hier bewusst geeignete Alternativen zu einer kurzen Prusikschlinge vorstellen. Denn in manchen Situationen kann man den Prusik nicht gut verwenden. Wie z.B. bei vereisten Seilen oder extrem schmutzigen Seilen.
Deshalb fordern Rettungsorganisation oder z.B. die Bergführerausbildung, die Mitnahme von Seilklemmen wie die CT Roll´n Lock, die Kong Duck oder den Petzl Tibloc.
Diese drei Produkte sind eine veritable Alternative. Denn sie erfüllen die selbe Funktion. Sie klemmen am Seil ab und stoppen somit die Bewegung nach unten.
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FAQ´s Kurzprusik
Das ist ist ein Klemmknoten aus einer Reepschnur, welche mit dem sogenannten Prusikknoten an ein Kletterseil fixiert wird. In der Regel spricht man vom „Kurzprusik“ wenn die fixierte Reepschnur mit einem Abstand von ca. 20-30cm vom Klettergurt am Seil fixiert wird. Wie z.B. beim sichern Abseilen.
Eine Prusikschlinge macht man sich am besten aus einer der folgenden Reepschnüre. Einer 6mm Polyamid Reepschnur, einer 5-6mm Dyneema Reepschnur (im Kern) mit Polyamid Mantel, oder einer 6mm Kevlar Reepschnur (a.k.a. Aramid).
Um eine Reepschnur für einen Prusikknoten abzubinden, verwendet man einen sogenannten „Sackstich“. Wichtig dabei. Die Enden sollen jeweils handbreit überstehen!
Reine Dyneema Reepschnüre (Kern + Mantel aus Dyneema) sind nicht für Prusik geeignet. Denn ihre Oberfläche ist viel zu glatt und kreiert nicht die benötigte Reibung zwischen der Reepschnur und dem Kletterseil. Zudem ist der Schmelzpunkt von reinem Dyneema mit ca. 145°C viel zu gering und droht z.B. beim schnellen Abseilen zu schmelzen.
Nur Dyneema Reepschnüre (im Kern) mit Mantel aus Polyamid können als Prusikschlinge verwendet werden.