Abalakov Eissanduhr

Eine Abalakov Eissanduhr mit langen Eisschrauben selber machen zu können, gehört zum Repertoire eines jeden guten Alpinisten. Denn nur so kann man sich an Eisfällen sicher abseilen!

Wer kennt das nicht. Man erreicht zuerst beim Eisklettern oder langen Mixed Routen glücklich den Endpunkt. Doch dann kommt der lange, beschwerliche Weg nach unten.

Im Idealfall ist das nur ein längerer Marsch retour zum Einstieg, zur Hütte oder dem Biwak. Wenn das aber nicht sinnvoll ist, gibt es meist nur die Möglichkeiten des Abseilens.

Populäre Routen sind dankenswerter weise schon oft ordentlich mit Abseilstellen eingerichtet. Weniger begangene oder alpine Lines aber nicht. Spätestens hier muss man selbständig in der Lage sein, mit den vorhandenen Möglichkeiten sichere Abseilstellen einzurichten.

Wenn kein Felshaken geschlagen werden kann, keine Sanduhr da ist und auch kein Felsköpfl, bleibt nur mehr eine Lösung. Selber eine Eisuhr bauen. Im Folgenden zeigen wir euch in übersichtlichen Schritten, wie das funktioniert!

Dabei haben wir die Bilder unseres Lieferanten Petzl verwendet.

Was braucht ihr hierfür?

Für eine Abalakov Eissanduhr und ein sicheres Abseilen an Eisfällen benötigt man:

  • eine lange Eisschraube mit 20cm+ Länge
  • eine ca. 1,2 Meter lange Reepschnur (6mm empfohlen)
  • einen Haken zum Fädeln der Reepschnur
  • Abseilgerät für Doppelseile wie z.B. Petzl Reverso mit passendem Karabiner
  • Kurzprusik

Abalakov Eissanduhr bauen – an Eisfällen sicher abseilen

Benötigte Zeit: 5 Minuten

Abalakov Eissanduhr bauen – an Eisfällen sicher abseilen

  1. Oberfläche säubern und 1. Loch bohren

    Kratzt zuerst mit eurem Eisgerät Schnee oder das „schlechte“ oberflächliche Eis weg. Es sollte eine glatte Fläche entstehen die das solide Eis freigibt.
    Setzt eine lange Eisschraube (20cm+) in ca. 60° Winkel an und bohrt das 1. Loch.

    Das Bild zeigt eine Zeichnung für eine Abalakov Eissanduhr. Eine Eisschraube, die sich im 60 Grad Winkel ins Eis bohrt.

  2. Das 2. Loch bohren

    Bohrt nun das 2. Loch für die fertige Eissanduhr. Am besten setzt man hierfür die Eisschraube genau eine „Eisschraubenlänge“ neben das erste Loch. So erhält man ein gleichschenkeliges Dreieck und einen Winkel von 60° Grad ( 3 x 60° = 180°°).Das Bild zeigt eine Zeichnung für eine Abalakov Eissanduhr. Eine Eisschraube, die sich zwei Mal im 60 Grad Winkel ins Eis bohrt.

  3. Reepschnur durchfädeln

    Mit einem Haken wie z.B. dem Petzl Multihook könnt ihr die Reepschnur (wir empfehlen 6mm) aus dem hinteren Bereich der Eissanduhr „fischen“.
    Achtet darauf, dass die Reepschnur eine ausreichende Länge von ca. 1,2 Metern hat.
    Das Bild zeigt eine Zeichnung für eine Abalakov Eissanduhr. Einen HAken, der eine Reepschnur aus dem hinteren Bereich der Eissanduhr "fischt".

  4. Reepschnur abknoten

    Knotet die durchgefädelte Reepschnur mit einem doppelten Spierenstich oder einen Sackstich ab. Das Bild zeigt eine Zeichnung einer Reepschnur, die durch eine Eissanduhr gefädelt ist und mit einem Knoten abgebunden.

  5. Am Eisfall sicher abseilen

    Lasst den Seilpartner zuerst abseilen und verwendet dabei eine Eisschraube als Back-up.Das Bild zeigt eine Grafik zum Thema "Am Eisfall sicher abseilen" mit Eissanduhr, durchgefädelter Reepschnur un Doppelseilen die an Eisschraube rückgesichert sind.

Länge der Reepschnur ist wichtig!

Beachtet! Die Länge eurer Reepschnur ist entscheidend für eine sichere sichere Anbringung in einer Abalakov Eissanduhr. Deshalb empfehlen wir euch, diese in jedem Fall ausreichend lang vorzubereiten.

Unserer Meinung nach ist eine Länge um die 1,2m aus folgenden Gründen ideal:

  • es bleibt nach dem „Fädeln“ genug „Rest“ um einen doppelten Spierenstich bzw. Sackstich zu machen
  • es ergibt sich ein günstiger, kleiner Winkel der für sichere Lastverteilung auf das Eis sorgt
  • man kann 1,2m lange Reepschnüre einfach als „Schlaufen“ um die Schulter hängen
  • diese Länge ist auch ausreichen, um „natürliche“ Eissanduhren abzubinden
Das Bild zeigt eine Grafik, bei der die Winkel von Fixpunkten an Ständplätzen und ihre resultierenden Einzellasten gezeigt werden.
Ruft euch für eine sichere Lastverteilung im Eis die resultierenden Kräfte aus dem sogenannten „Kräftedreieck“ nochmal in Erinnerung. Draus lässt sich ableiten, dass die Reepschnur eine ausreichende Länge haben sollte! Bild: Petzl

Seil(e) direkt durch die Abalakov Eisanduhr fädeln?

Man muss nicht unbedingt eine Reepschnur durch die gebaute Uhr fädeln. Es besteht auch die Möglichkeit, sein Einfachseil bzw. die Halbseile / Doppelseile durchzufädeln.

Hierzu muss man aber einige Dinge beachten:

  • die Löcher müssen sauber geputzt und trocken sein
  • dünne Halbseile eignen sich wesentlich besser als Einfachseile, wegen des kleineren Durchmessers
  • feuchte Eissanduhren können extrem leicht vereisen – man kann das Seil dann nicht mehr abziehen
  • auch beim direkten Fädeln des Seiles gilt: wer zuerst abseilt hat zusätzlich ein Back-up eingehängt
Das Bild zeigt eine Grafik, bei der ein zusammengehängtes Doppelseil durch eine Abalakov Eissanduhr gefädelt ist.
So sieht das Set up aus, wenn Halbseile bzw. ein Halbseilstrang direkt durch die Eissanduhr gefädelt wird. Bild: Petzl.com

Erklärungsvideo

Theoretische Beschreibungen sind nicht so ganz dein Ding? Dann ist vielleicht das folgende Video genau das Richtige für dich! Denn hier wird ruhig erklärt, wie man eine Abalakov Eisuhr anlegt.

Literatur Hinweise

Folgende Literatur könnte interessant sein für Euch: