Bruchlast Karabiner

Unter der „Bruchlast Karabiner“ versteht man die Belastung, welche Kletterkarabiner mindestens aushalten müssen. Diese Minimalwerte werden im Zuge der Prüfung für die EN 362 Norm bzw. EN 12275 Norm ermittelt.

Die Werte plus weitere Angaben (siehe unten!) müssen direkt auf den Produkten angegeben werden. Fehlen diese, so hat man es mit einem nicht genormten Produkt zu tun. Wir empfehlen euch dringend, solche Karabiner NICHT zu verwenden.

Wie werden die Bruchlasten Karabiner erhoben?

Im Zuge der EN Normprüfung für PSA bzw. Verbindungsmittel für den Alpinsport ist die Prüfung exakt vorgegeben. Hierbei werden die Produkte in genormte Prüfvorrichtungen eingespannt und bestimmten Belastungen ausgesetzt.

Längsbelastung

Erstens wird dabei die Bruchlast mit geschlossenem Schnapper und ggf. in verriegeltem Zustand getestet. Das ist z.B. bei HMS Karabinern der Fall.

Zweitens wird jeder Karabiner auch nur mit geschlossenem Schnapper getestet. Das betrifft insbesondere die Schnappkarabiner, welche ja nicht zusätzlich verriegelt werden können.

Diese beiden Testverfahren werden später als Bruchlast „in Belastungsrichtung“ oder „längs“ bezeichnet. Sie konstituieren das wahrscheinlichste Szenario der Belastung eines Verbindungsmittels. Dabei werden je nach Bauweise die langen Schenkel am stärksten belastet.

Die Bruchlast Karabiner bei ovale bzw. symmetrischen Karabinern ist dabei immer etwas niedriger als bei asymmetrischen bzw. D-förmigen Modellen. Der Grund dafür ist einfach erklärt.

Bei ovalen bzw. asymmetrischen Verbindungsmitteln verteilt sich die Last auf beide Schenkel. Somit wird auch der „schwache“ Schenkel mit dem Schnapper einbezogen. Das mindert (die immer noch hohen) Bruchwerte etwas.

Bei D-förmigen bzw. asymmetrischen Karabinern trägt der „starke“ Schenkel den Großteil der Last. Der „schwache“ Schenkel unterstützt ab einer bestimmten Höhe der Kraft dann zusätzlich. Deshalb liegen hier die Wert immer etwas höher.

Das Bild zeigt die Skizze einer Prüfanordnung für die EN 362 Norm für Karabiner in Längsrichtung.
Die Testvorrichtung im Rahmen der EN 362 Prüfung. Bild: von unserem Lieferanten Edelrid

Querbelastung

Jedes Produkt bei der Prüfung auch einer Querbelastung ausgesetzt. Dabei soll der ungünstige Fall des Aufliegens am Fels oder aber auch das Eingeklemmt-Sein in einem Haken simuliert werden.

Diese Art der Belastung kommt häufiger vor als man meint. Folglich ist die Testung dieser Krafteinwirkung extrem wichtig und komplett nachvollziehbar.

Das Bild zeigt eine Skizze einer Karabinerprüfung in Querrichtung.
Die Ermittlung der Querbelastung im Rahmen der EN 362 Prüfung. Bild: von unserem Lieferanten Edelrid;

Bruchlast Karabiner offener Schnapper

Kletterkarabiner werden auch mit offenem Schnapper geprüft. Denn unter den folgenden Szenarien kommt es regelmäßig zu einer Belastung ohne, dass der Schapper geschlossen ist:

  • „Peitschenlag Effekt“: durch die Trägheit des Schnappers kann sich dieser bei einem Sturz öffnen
  • Eis: bei alpinen Unternehmungen kann sich Eis am Karabiner bilden, der ein korrektes Verschließen des Schnappers verhindert
  • Schmutz: bei diversen Arbeiten wie z.B. Kletterroute einbohren kann es extrem schmutzig zugehen. Folglich kann es auch hier zu nicht schließenden Schnappern kommen.
  • Objekt im Schnapper eingeklemmt: Jeder hat es schon erlebt. Beim Klippen des Kletterseiles bleibt dieses an der Nase des Karabiners hängen und verhindert ein Schließen. Das Selbe kann beim Einhängen in Fixpunkte (Klebehaken, Abseilring,…) passieren.
KlasseBezeichnunglängsqueroffen
BBasis Karabiner (Schnapper)20 kN77
HHMS Karabiner20 kN76
KKlettersteigkarabiner20 kN78
Aspezieller Hakenkarabiner (z.B. Kong Frog)20 kN7
TSeilpositionsvorrichtung20 kN7
QQuick Link „Rapidglied“25 kN10
Xovale Karabiner18 kN75
Die Vorgaben für die Bruchlast Karabiner der EN 12275 Norm. „-“ bedeutet, dass hier keine Angabe erforderlich ist.

Auch Schnapper müssen Werte erfüllen!

Hättet ihr das gewusst? Sowohl die EN 362 als auch die EN 12275 Norm verlangen die Prüfung des Schnappers in zwei Richtungen. Dabei wird eine Kraft mit 1kN für 90 Sekunden seitlich bzw. 1,5kN für 60 Sekunden gerade auf den Schapper gerichtet. Danach muss diese noch einwandfrei funktionieren.

Das Bild zeigt die Skizze der Prüfanordnung für die EN 362 Norm eines Karabinerverschlusses von der Seite.
Prüfung des Schnappers nach EN 362. Bild: von unserem Lieferanten Edelrid;
Das Bild zeigt eine Skizze der Prüfung eines Schraubverschlusses von einem Kletterkarabiner.
Der 2. Teil der Schnapper Prüfung für die EN 362 Norm. Bild: von unserem Lieferanten Edelrid;

Wo sehe ich die Bruchlast Karabiner Angaben?

Genormte Produkte müssen die Angaben direkt aufgebracht haben. D.h. diese sind auf einem der langen Schenkel eingestanzt oder aber auch mit Laserbeschriftung eingraviert.

Die Angaben sind wie folgt gereiht: längs / quer / offen. Oftmals sind auch die entsprechenden Symbole angebraucht. Kleine Dreiecke, Pfeile oder auch Karabiner Symbole mit offenem Schnapper.

Das Bild zeigt einen schwarzen Schraubkarabiner mit den Angaben zur Bruchlast Karabiner am Schenkel in weißer Farbe.
Die Angaben zu den Bruchlasten findet man bei genormten Produkten immer am Karabiner selber!

Warum halten Kletterkarabiner so viel aus?

Karabiner bestehen in der Regel aus nur zwei Materialien. Zum einen sind die leichten Kletterkarabiner aus einer Aluminium-Zink Legierung gefertigt. Und zum anderen gibt es die Stahlkarabiner aus verzinktem Stahl bzw. Edelstahl.

Die hohe Widerstandsfähigkeit basiert klarer Weise auf dem Grundmaterial, aber zu einem sehr großen Teil auf deren Verarbeitung. D.h. die hohe Bruchlast der Karabiner kommt vereinfacht gesagt erst durch entsprechende Hitzebehandlung und schockartiges Abkühlen zustande. Dabei wird das molekulare Grundgerüst der Metalle zusammengedrückt und fixiert. Diese Hitzebehandlung sorgt für ein vielfaches an Belastbarkeit gegenüber dem unbehandelten Grundmaterial.

Wir haben diese Erklärungen natürlich stark vereinfacht. Schaut euch aber vielleicht das folgende Video an. Da könnt ihr erstens sehen wie heiß geschmiedete Alu Karabiner gefertigt werden. Und zweitens wie das interne Testen bei DMM abläuft. Ihr könnt dort sehen, das wirklich jeder Karabiner super genau getestet wird, bevor er in eure Hände gerät.

Wie hoch muss Bruchlast Karabiner sein?

Genormte Kletterkarabiner unterliegen der EN 12275 Norm und müssen in Längsrichtung mind. 20kN bzw. Rapidglieder sogar mind. 25kN aushalten.
In Längsrichtung sind es mind. 5kN bis 8kN, und in Querrichtung sind es 7kN bzw. 10kN für Klettersteigkarabiner. Anbei eine Tabelle unseres Lieferanten Edelrid.Das Bild zeigt eine TAbelle zu den Bruchlasten Karabiner nach den En 12275 Norm mit sieben Klassen.

Welche Normen regeln Bruchlasten für Karabiner?

Die EN 362 Norm regelt die Bruchlasten für Verbindungselement von persönlicher Schutzausrüstung. Die EN 12275 Norm regelt die Normwerte für Karabiner im Bergsport.

Wie Test Bruchlast Karabiner?

Im Rahmen der EN 362 Norm bzw. EN 12275 Norm Prüfung gibt es standardisierte Test um die Mindestanforderungen zu überprüfen. Dabei werden die Karabiner mit 12mm Bolzen in Zug-Druckmaschinen eingespannt. Es werden dabei folgende Werte erhoben: Bruchlasten für Längs- und Querbelastung. Bruchlast in Längsrichtung mit offenem Schnapper. Und zusätzlich werden auch die Schnapper von vorne und von der Seite getestet.Das Bild zeigt die Skizze einer Prüfanordnung für die EN 362 Norm für Karabiner in Längsrichtung.

Wo Bruchlast Karabiner angegeben?

Jedes genormte Produkt nach EN 362 bzw. EN 12275 muss die Bruchlastwerte direkt am Karabiner selbst aufgedruckt haben. Man findet sie in der Regel am langen Schenkel in Form eines Stanzes, Beschriftung oder Laser Gravur.DAs Bild zeigt die Bruchlast Karabiner Angaben direkt auf dem Schenkel eines grauen Karabiners.

Literaturhinweis

Für diesen Beitrag haben wir die Skizzen unseres Lieferanten Edelrid aus diesem Dokument verwendet.