Klettern im Höttinger Steinbruch
Der Höttinger Steinbruch ist ein bedeutender Bestandteil des Klettern in Innsbruck.
Zum einen, weil er historisch sehr bedeutsam ist. Denn hier wurde bereits in den 1930er Jahren geklettert. Zum anderen aber auch wegen seiner sozialen Funktion. Noch heute treffen sich in dem familienfreundlichen Gebiet regelmäßig befreundete Gruppen und Jungfamilien.
Und das beste daran. Dieses Gebiet liegt quasi mitten in der Stadt. Neben dem Auto ist es sowohl mit dem Bus als auch dem Bike gut erreichbar.
Das Massiv besteht aus Brekzie (Anm.: Sedimentgestein aus kantigen Trümmern zusammengehalten mit sandigem Bindemittel) bietet 53 Routen. Die meisten sind im 6. Franzosengrad. Nur wenige sind leichter oder schwerer.
Es überwiegt durchwegs steile Wandkletterei an abgespeckten Kieseln und Löchern. Wenn ihr das erste Mal in dieses Gebiet kommt, seid vorgewarnt! Die glatt polierten Griffe und Tritte des Steinbruch sind extrem „gewöhnungsbedürftig“.
Nicht gewöhnen muss man sich allerdings an die relaxte Stimmung hier. Denn der gesamte Wandfuß ist eben und mit Wiese bedeckt. Das führt zwangsläufig zu Top Rope Sichern im Liegen, „Base Camps“ die mehr an Picknicks erinnern und regelmäßigen Treffen von Familien mit kleinen Kindern.
Oh, da wäre noch etwas. Böse Zungen behaupten über den Steinbruch auch, dass er die größte Outdoor Kletterer-Single Börse der Stadt ist 😉
Geologie des Steinbruchs
Wusstet ihr, dass der heutige Klettergarten eine sehr lange Geschichte hat? Sie beginnt irgendwann während den letzten großen Eiszeiten. D.h. vor mindestens 25.000 Jahren. Neueste paläobotanische Funde, datieren die Entstehung sogar noch weiter zurück.
Geologisches Fakt ist jedoch. Irgendwann kamen auf der Nordkette große Geröllmengen als Muren in Bewegung. Die kantigen Kalk und Dolomit Gesteinstrümmer lagerten sich tiefer im Tal ab und wurden – vereinfacht gesagt – durch im Laufe der weiteren Erdgeschichte im Beisein des Bindemittels Sand zusammengedrückt. So entstand die Höttinger Brekzie.
Die sogenannte „rote“ Höttinger Brekzie (rot von den zerriebenen Bundsandsteinen) bildet den Grundstein des Klettergartens. Dieser wurde – wie einige andere Abbaustätten nördlich der Stadt) dann seit dem Mittelalter als Abbaustätte dieses begehrten Gesteins als Baumaterials verwendet. Unzählige sakrale Bauwerke wie z.B. der Innsbrucker Dom oder Sachbauten wie die Eisenbahn Bögen bestehen daraus.
Geschichte des Klettergartens
Der Abbauort war dann ab dem 19. Jahrhundert als der „Mayr´sche Steinbruch“ bekannt. Die Nutzung kam nach dem 1. Weltkrieg zum Erliegen.
Zum Glück der Kletterer eigneten sich die Felsen jedoch perfekt für ihre Leidenschaft. So ist z.B. bekannt, dass Herman Buhl hier in den 1930er Jahren bereits unterwegs war. Natürlich wurde damals großteils noch technisch geklettert. Ein Umstand, der sich erst in den frühen 1980er Jahren ändern sollte.
Wie anderswo auch in Tirol, werden hier nun alte Routen „rotpunkt“ geklettert. Und neue Linien – die bis dahin als „unkletterbar“ galten, werden erstbegangen. Unter den jungen „Wilden“ befinden sich fast alle Pioniere des Sportkletterns in Tirol. Wie z.B. Robert Renzler, Heinz Zak, Reinhard Schiestl, Luggi Riesser a.k.a. Prem Darshano, um einige zu nennen.
Ihr enormer Trainingseifer und die Entwicklung neuer Materialien, wie z.B. moderne Kletterschuhe, führten zu einer deutlichen Steigerung der Schwierigkeit.
Folglich erlebte dieses Massiv in den späten 1980er Jahren eine erste Blütezeit. Danach liefen die neuen Gebiete dem „alten“ Steinbruch“ den Rang ab. Erst um 2004 kam es zu einem neuen Boom, als einige neue Linien dazu kamen.
Sowohl das steigende Niveau der Community als auch die vielen neuen Massive in ganz Tirol veränderten dann stetig das Publikum. Hinzu kam der immer abgespecktere Fels. Die leistungsorientierte Szene tummelt sich schon längst wo anders.
Aber das Gebiet ist immer ein beliebter Ort der Community geblieben. Die Frequenz hat sogar wieder zugenommen. Zum einen, weil es in Innsbruck immer mehr Hallenkletterer gibt, die nach draußen drängen. Sie finden hier ein leicht erreichbares Ziel. Und zum anderen lockt das steigende Bewusstsein für umweltgerechtes Verhalten den einen oder anderen „gestandenen Kletterer“ mit dem Rad wieder hinauf in den „Höttinger Steinbruch“.
Gebietsinfos
Im Folgenden findet ihr alle Detailinfos zum Klettergebiet Höttinger Steinbruch. Wir hoffen euch taugen unsere Insider Infos und Anmerkungen. Denn wir kennen dieses Gebiet natürlich extrem gut und wissen um die vielen kleinen „Details“.
Ausrichtung: West und Süd
Absicherung: Klebehaken und solide Kettenstände mit fixen Stahlkarabinern
Routenanzahl: 53
Routen bis 5c+: 11
Routen bis 6c+: 29
Routen bis 7c+: 13
Die besten Linien sind:
Fair Hands 7a (mit 2. SL)
Ladykiller 7b
Gekörnte 6b
Glücksklee 6a+
Lage, Zufahrt und Parken
Das Klettergebiet ca. 200 Höhenmeter über der Stadt Innsbruck am Weg zur „Hungerburg“.
So kommt man hin:
- Auto: via der Höttinger Gasse oder der Höttinger Auffahrt und Höhenstrasse in ca. 5 Minuten vom Stadtzentrum
- Bus: alle 20 Minuten vom Terminal „Marktplatz“ Linie J „Nordkette – Patscherkofel“ und bei Station „Ölberg“ aussteigen – dann ca. 10 Minuten Fußmarsch
- mit dem Fahrrad in ca. 20 Minuten oder E-Bike in 15 Minuten steil aufwärts via der Höhenstraße vom Stadtzentrum
Parkplatz
Direkt in der Kehre der Höhenstraße vor dem Klettergarten ist ein kostenfreier Parkplatz für ca. 8 Pkw.
An beliebten Tagen ist dieser Parkplatz leider rasch voll.
Beste Jahreszeit
Der Höttinger Steinbruch schaut mit seinem Hauptsektor nach Westen. Somit ist die beste Jahreszeit hier ganz klar das Frühjahr und der Herbst. Wenn am Nachmittag die Sonne „rein kommt“, wird es hier aber auch dann sehr bald zu heiß.
Im Sommer sollte man sehr früh aufbrechen, um die kühle Morgenluft und den Schatten zu nutzen. Ab ca. 11.00 Uhr kommt die Sonne und man sollte lieber ein Eis essen gehen…
Der Höttinger Steinbruch ist super familienfreundlich
Wir haben selber eine Familie. Daher können wir berichten, dass dieses GEbiet super familienfreundlich ist.
Mit befreundeten Familien treffen wir uns immer wieder zum gemeinsamen Klettern. Uns taugt der gefahrlöose, ganz flache Wandfuß mit seiner großen Wiese.
Die Kinder können hier nach Herzenslust spielen und den nahegelegenen Wald erkunden. Dazwischen können sie am Seil schaukeln oder sich mit dem kniffligen Einhängen von Expressschlingen in den bodennahen Klebehaken beschäftigen.
Ausrüstung
- Kletterseil 70m
- bis zu 16 Expressschlingen
- persönliche Kletterausrüstung
Wer sich noch Ausrüstung direkt in Innsbruck zulegen möchte, in unserem Klettershop Innsbruck perfekt aufgehoben. Wir liegen quasi direkt am Weg zum Höttinger Steinbruch in der Höttinger Au.
Kletterführer
Bei uns bekommt ihr im Kletterladen bzw. Onlineshop natürlich auch den passendenKletterführer.
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