EN 12277 – Klettergurt Norm
Die EN 12277 wird auch als Klettergurt Norm bezeichnet. Sie gibt drei Dinge vor.
Erstens die Einteilung der diversen Produkttypen. Zweitens die genauen Prüfungsverfahren. Und drittens die Normwerte, die eingehalten werden müssen.
Im Folgenden geben wir Auszüge aus der Norm wieder. Dabei haben wir uns stark an Infos unseres Lieferanten Edelrid angelehnt und viele seiner Grafiken verwendet.
Wer gibt die EN 12277 heraus?
Die entsprechende Anstalten für diese Richtlinien sind die europäischen Normungsorganisationen CEN und CENELEC.
Die CENELEC ist für elektronische Produkte zuständig. Die CEN überwacht mechanische Produkte. Sie ist also im Falle der Klettergurt Norm zuständig.
Unterschiedliche Produkt Typen
DIE CEN hat die Produktkategorie „Klettergurte“ in mehrere Typen unterteilt. Das erlaubt eine spezifischere Prüfung bzw. exaktere Normvorgaben.
- Komplettgurt: Typ A
- Kleinkörpergurt: Typ B
- Sitzgurt a.k.a. Hüftgurt: Typ C
- Brustgurt: Typ D
Komplettgurt
Die EN 12277 definiert einen Komplettgurt wie folgt: „Ein Anseilgurt, welcher den Oberkörper und die Oberschenkel umgibt.“
Die Normprüfung verlangt vereinfacht gesagt zwei Prüfverfahren. Einmal „aufrecht“ und einmal „kopfüber“. Geprüft wird mit einem „Körpergewicht“ von max. 120kg.
Hierzu muss eine Puppe mit einem Komplettgurt in eine Prüfvorrichtung gespannt werden. Der Gurt wird mit einem Achterknoten angeseilt. Dann erfolgt eine statische Prüfung nach einem ganz bestimmten Schema. Es wird die Belastung sowohl ansteigend als auch anhaltend getestet. Weiters ein zweites Mal nach einer Pause.
Bei der Prüfung darf es zu keinen Rissen in den kraftaufnehmenden Teilen kommen. Der Prüfkörper (Puppe) darf dabei nicht aus dem Gurt schlüpfen. Abschließend dürfen Gurtbänder nicht mehr als 20mm durch die Schnalle rutschen.
Weitere Normvorgaben sind:
- Breite Gurtband Oberkörper mind. 28mm
- Breite Gurtband Beinschlaufen mind. 43mm
Kleinkörpergurt
Bei der EN 12277 Norm gelten für diesen Produkttyp die selben Vorgaben wie für den Typ A.
Allerdings wird ein Gewicht von max. 40kg geprüft. Folglich liegen die Normwerte auch deutlich unter den Typ A mit 10kN bzw. 7kN (kopfüber).
Die Beinschlaufen brauchen hier auch nur mind. 28mm breit sein.
EN 12277 Prüfung Sitzgurt a.k.a. Hüftgurt
Die Klettergurt Norm definiert einen „Sitzgurt“ wie folgt. „Ein Bauchgurt mit Beinschlaufen,. welcher in sitzender Position den Oberkörper unterstützt.“
Wenig überraschend werden die selben Prüfkriterien wie vorhin herangezogen. D.h. nichts darf reißen, die Schnallen nur geringfügig durchrutschen.
Die minimale Breite des Hüftbandes muss 43mm sein.
Brustgurt
Ein Brustgurt „umschließt den Körper um den Brustkorb und unter den Achseln. Er ist ausschließlich mit einem Sitzgurt (Type C) zu verwenden.“
Getestet wird hier mit max. 10 kN und „kopfüber“.
Hier findest Du übrigens unseren Praxistipp“ „Brustgurt mit einbinden mi Bandschlinge“.
Wo sehe ich En 12277 Norm am Gurt?
Jeder Hersteller muss verpflichtende Angaben an seinen Erzeugnissen anbringen.
Diese befinden sich am sogenannten „Produktlabel. Das ist bedrucktes Stoff Rechteck mit ca. 4 x 6 cm Größe. Es ist manchmal gut an der Innenseite der Gurte „versteckt“. Man muss es dann richtiggehend suchen.
Hier müssen aber folgende Angaben drauf sein.
- Angabe des Typs & Modellname
- Handhabung der Schließ- und Verstellschnallen
- ggf. Hinweis, dass Typ D nur mit Typ zusammen verwendet werden darf
- Name Hersteller & Herstellungsjahr
- Hinweis Gebrauchsanleitung
- Größenangabe Gurt, Typ B zudem mit Gewicht- und Größenangabe des Nutzers
- 4stellige CE Kennzeichnung
- Grafik korrekte Anseilmethode
Nicht genormte Teile
Bei Klettergurten gibt es natürlich noch weitere Ausstattungsdetails, wie z.B. die Materialschlaufen für Expressen und Karabiner, Slots für Eisschrauben Karabiner, Aufhängeschlaufen für Chalkbags, usw..
Hier gibt es keine klaren Vorgaben zur Beschaffenheit, dem Design oder diversen Dimensionen.