Schwierigkeitsbewertung beim Eisklettern

Die heute vorherrschende Schwierigkeitsbewertung beim Eisklettern stammt aus Kanada. Dort hat sich im Laufe der 1980er Jahre die sogenannte WI Skala entwickelt. WI steht dabei für Water Ice.

Derzeit umfasst diese Skala 7 Stufen und bezieht diese Gegebenheiten in eine Gesamtbewertung mit ein.

Steilheit

Je nachdem, wie steil der gefrorene Wasserfall ist, fließt dies natürlich in die Bewertungsskala beim Eisklettern mit ein.

Bis zu ca. 80° kann man viel vom Körpergewicht „auf die Beine bringen“. D.h. man braucht verhältnismäßig wenig Kraft in den Armen. Das ändert sich mit noch mehr Steilheit aber deutlich. Die Arme müssen dann den Oberkörper beim „Höher-Steigen“ nahe am Eis halten, um nicht nach hinten weg zu kippen.

Auch das Eindrehen der Eisschrauben bedeutet dann deutlich mehr Kraftanstrengung.

Alpinist mit roter Jacke in leichtem Eisfall zur Demonstration einer leichten Schwierigkeitsbewertungbeim Eisklettern.
Je flacher das Gelände und besser die Eisqualität, desto leichter in der Regel die Schwierigkeit. Foto: animont.at / © Alex Fuchs

Eiszustand

Das Zusammenspiel aus Wassermenge, Steilheit und Temperatur ergibt in der Regel den Eiszustand. D.h. im Gelände bis ca. 80° bildet sich bei genügend Wasser und konstanten Graden unter Null kompaktes Eis.

Wird das Gelände noch steiler, so kann sich auch das sogenannte Röhreneis bilden.

Im kompakten Eis kann man sowohl die Steigeisen als auch die Eisgeräte perfekt versenken. Im Röhreneis wird dies dann deutlich schwieriger.

Absicherung

Die Qualitätder Absicherung fließt beim Eisklettern ebenfalls in die Schwierigkeitsbewertung mit ein.

In kompaktem Eis ist es noch relativ leicht, eine längere Eisschraube zu setzen.

Im Röhreneis ist dies schon wesentlich schwieriger, da es hier zu regelmäßigen Lufteinschlüssen kommen kann bzw. die Röhren viel fragiler als Eispanzer sind.

Im sogenannten „Blumenkohleis“ kann überhaupt keine vernünftige Absicherung gesetzt werden. Hier kann man sich nur mit sogenannten „Eishaken“ wie dem DMM Bulldog oder DMM Terrier behelfen.

Manchmal friert das Wasser auf Platten nur extrem dünn auf. Dann lassen sich nur extrem kurze Eisschrauben versenken, wie z.B. die Camp Rocket XS (7cm und 9cm) oder die kürzeste Blue Ice Aero (10cm).

Nicht zu vergessen als Sicherungspunkt sind Eissäulen. Hier kann man wie bei Sanduhren im Fels eine Bandschlinge oder längere Reepschnur herumfädeln.

Alpinist in schwieriger Eisroute für Beispiel eines hohen Eiskletter Schwierigkeitsgrades.
In steilen Routen mit Röhreneis lässt sich oft keine gute Absicherung anbringen. Ergo ergibt sich eine hohe Schwierigkeit. Bild: animont.at / © Alex Fuchs

Eiskletter Schwierigkeitsskala

GradSteilheitEiszustandAbsicherungAnmerkungen
WI140° – 70°kompaktes EisSicherungen leicht anzubringenfür erfahrene Hochtourengeher noch gut machbar
WI260° – 70°kompaktes Eissehr gute SicherungsmöglichkeitenBeginn Eisklettern der anspruchsvollen Art
WI370° – 80°kompaktes Eisgute Sicherungsmöglichkeitenabwechselnd steilere und flachere Passagen
WI480°kurze Passagen Röhreneis möglichgute Sicherungsmöglichkeiten
teils schwierig
kurze Abschnitte senkrechtes Eis möglich
WI585° – 90°kurze Passagen Röhreneis möglichSicherungsmöglichkeiten
teils schwierig
längere senkrechte Passagen
WI690°Röhreneis und freistehende Säulenteilweise schlechte Sicherungsmöglichkeitenanhaltend senkrechte Passagen – taktisch und psychisch anspruchsvoll
WI7überhängenddünne freistehende Säulen,
freihängendes Eis
sehr schlechte SicherungsmöglichkeitenGrenze des Machbaren
Übersicht der Schwierigkeitsbewertung

Durchschnittliche Bewertung

Beachtet. Eisklettern findet an gefrorenen Wasserfällen statt. D.h. nicht jeden Winter bilden sich die selben Eisformationen bzw. gleich dickes Eis.

Die Schwierigkeitsbewertung ist somit eine „durchschnittliche“ Bewertung. Also eine Angabe zu den üblichen Bedingungen in normalen Wintern.

Wenn die Bewertung beispielsweise mit WI5 angegeben ist, kann bei extrem wenig Wasser gerne auch mal ein WI6 daraus werden. Umgekehrt können Eislinien mit normalerweise sehr dünnem Eis auch leichter werden, wenn es im Frühwinter viel Niederschlag gibt.

Ergänzung mit M Graden

Die „WI“ Eiskletter Bewertungsskala wird manchmal auch mit einem sogenannten „M Grad“ ergänzt. Dieses „M“ steht für Mixed Climbing. D.h. für das Klettern sowohl im Eis als auch am Fels.

Folglich kann eine Bewertung auch so aussehen: WI5 M7

Die M Bewertung reicht derzeit von M1 bis M14. Sie soll aber hier kein ausführliches Thema sein.

Alle ausführlichen Details darüber erfährst du in diesem Beitrag:

Alpinist in einer schwierigen Eis Mixed Route zur Demonstration der Bewertungsskala beim Eisklettern.
Gibt es in einer Route Fels und Eis, so wird der WI Grad mit dem zusätzlichen M Grad präzisiert. Bild: animont.at

FAQ´s Schwierigkeitsbewertung beim Eisklettern

Wie wird die Schwierigkeitsbewertung beim Eisklettern angegeben?

Die Bewertung beim Eisklettern wird in den sogenannten „WI“ Graden angegeben. Das steht für „water ice“. Diese Skala stammt aus Kanada und reicht von WI1 bis WI7. Dabei wird die Steilheit des Geländes, die Beschaffenheit des Eis und die Qualität der Absicherung berücksichtigt?

Was bedeutet der M-Grad beim Eisklettern?

Verläuft eine Eiskletterroute nicht zur Gänze im Eis, sondern teilweise am Fels, wird eine Mischbewertung aus WI Grad („water ice“) und M Grad („mixed“) angegeben. Wie z.B. WI5 M7. D.h. hier kann man sowohl die reine Eiskletter- als auch die Mixed Schwierigkeit ersehen.

Wie weit reicht die Eiskletter Bewertungsskala?

Die WI („water ice“) Skala reicht von WI1 bis WI7. WI7 wird mit überhängendem Gelände, dünnen, freistehenden Säulen oder herabhängenden Eiszapfen definiert. Zudem ist die Absicherung durchgehend schlecht und die Gesamtschwierigkeit an der „Grenze des Machbaren“.