Klettergurt anseilen

Im Folgenden zeigen wir euch, wie ihr euch sicher in eurem Klettergurt anseilen könnt. Zudem weisen wir euch auf mögliche Fehler und Gefahrenquellen hin.

Im Zentrum stehen dabei der „gefädelte Achterknoten“ sowie der „doppelte Bulinknoten“. Denn sie sind die beiden wichtigsten Einbindemethoden.

Alles dreht sich um den Körperschwerpunkt

Beim Thema Anseilen dreht sich alles um den Körperschwerpunkt. Und zwar sprichwörtlich.

Denn der Körperschwerpunkt pendelt um den Anseilpunkt = Anseilknoten. Es ist also extrem wichtig zu verstehen.

Der vertikale und horizontale Abstand von Anseilpunkt und Körperschwerpunkt beeinflusst das Risiko des „Nachhintenkippens“.

Je weiter „unterhalb“ und „weg“ (im Sinne von nach vorne hin „weg“) der Anseilknoten liegt, desto wahrscheinlicher ist ein „Kopfüberkippen“.

In Anseilschlaufe oder parallel dazu einbinden?

Technisch gesehen sind beide Methoden gleichwertig. Denn sie halten beide gleich viel.

Aber auch wenn sie „Anseilschlaufe“ heißt, so hat dieser „Ring“ im Laufe der Zeit seinen Zweck doch deutlich verändert. Er ist mehr zu einer „Sicherungsschlaufe“ und „Einhängeschlaufe“ für Bandschlingen, Sicherungsgeräte, usw. geworden.

Das direkte Einbinden ist heutzutage beim Klettergurt anseilen eher selten anzutreffen. Und das hat auch einen guten Grund.

Denn der Anseilknoten wandert einerseits vertikal deutlich nach oben. Und zum anderen horizontal nach vorne. Beides kann störend werden.

Ist der Knoten nämlich zu hoch, ist man beim Rasten viel weiter weg von der Expressschlinge. Und ist er weiter vorne, werde ich stärker pendeln.

Wir empfehlen das Anseilen im Klettergurt parallel zur Anseilschlaufe. D.h. das Kletterseil direkt durch die Öse der Beinschlaufen bzw. des Hüftbandes. Das bringt den Anseilknoten horizontal nahe an den Körperschwerpunkt. Und wer seinen Anseilknoten gut beherrscht, wird ihn auch vertikal gut positionieren.

Die zwei klassischen Anseilmethoden

In der Praxis haben sich heute zwei Methoden klar durchgesetzt.

Zum einen der „gefädelte Achterknoten“. Und zum anderen der „doppelte Bulin“.

Beide sind gleich sicher. Der Unterschied besteht vor allem in zwei Sachverhalten. Erstens wie leicht sie sich beim Partnercheck kontrollieren lassen. Und zweitens wie sich die Knoten bei Belastung zusammenziehen bzw. wie leicht sie sich wieder aufmachen lassen.

Grafik mit zwei Methoden zum Klettergurt anseilen, links Achterknoten und rechts Bullinknoten.

Klettergurt anseilen mit Achterknoten

Der „gefädelte Achter“ ist wohl die beliebteste Einbindemethode.

So geht´s!

Seine Beliebtheit hat wohl gleich mehrere Gründe.

Erstens kennt ihn so gut wie jeder. Damit ist er beim Partnercheck gut zu kontrollieren bzw. Fehler leicht zu erkennen.

Zweitens kann man den Abstand vom Knoten zu den Anseilschlaufen gut variieren. D.h. man kannhier leicht dafür Sorge tragen, dass der Anseilknoten nahe am Körperschwerpunkt ist.

Und drittens liegt der Achter horizontal nahe am Körperschwerpunkt. D.h. man pendelt weniger.

Allerdings zieht sich der Achter bei Belastung extrem fest zu. Man bekommt ihn manchmal sehr schwer wieder auf. Das ist sein großer Nachteil. Deshalb verwenden Kletterer die viel stürzen, lieber den doppelten Bulin.

Der Vollständigkeit halber hier auch das schrittweise Knoten des gefädelten Achters.

Grafik Klettergurt anseilen mit einem Achterknoten in drei Schritten.

Der doppelte Bulin

Dieser Knoten ist deutlich weniger verbreitet. Allerdings hat er einen riesigen Vorteil. Er lässt sich viel leichter öffnen als der Achter.

Für wen ist das die ideale Methode? Vor allem für Kletterer, die sehr viel stürzen. Wie z.B. beim Auschecken von Projekten.

So geht der Knoten!

Mit zwei Karabinern einbinden?

Eine viel gestellte frage lautet: „Kann ich mich auch mit einem Karabiner im Klettergurt einbinden?“

Die Antwort lautet. Wer am Seilende einen Achterknoten hat, kann sich auch grundsätzlich mit zwei gegengleichen Verschlusskarabinern in der Anseilschlaufe „anseilen“.

Diese Methode hat im Vorstieg jedoch einige große Nachteile. Deshalb ist sie hierfür klar nicht zu empfehlen! Ebenso birgt bei dieser Methode das Klettern im Nachstieg ein paar Handling Nachteile bzw. Sicherheitsrisiken. Auch hier ist ein direktes Einbinden deutlich ratsamer.

Wer aber z.B. eine Top Rope Station eingerichtet hat, kann das aber sehr wohl machen. Denn so können die Kletterer schneller und sicherer wechseln. Ein jeweiliges Ein- und Ausbinden würde zu lange dauern bzw. sehr genaue Kontrolle benötigen.

So geht es sicher viel leichter!

Häufige Fehler beim Anseilen des Klettergurts

Leider sieht man in der Praxis immer wieder die gleichen Fehler. Die meiste davon sind zum Glück nicht gefährlich. Einige davon können aber zu Verletzungen führen, weshalb wir sie im Folgenden nochmals vorstellen.

Anseilknoten zu hoch

Ein sehr langer Abstand zwischen Gurt und Knoten birgt viele Nachteile. Erstens wird der Knoten oft im Weg sein. Wie z.B. beim Einhängen einer Express. Zweitens kann er bei einem Sturz zwischen Wand und Körper oder Gesicht zu liegen kommen. Das kann weh tun.

Nur im Hüftband des Klettergurts angeseilt

Dieser Fehler kann schmerzhaft werden. Denn bei einem Sturz oder einfach nur „Reinsetzen“ drückt das Hüftband sofort nach oben gegen die Rippen. Es sind bei diesem Szenario einige Rippenbrüche dokumentiert. Also aufpassen und den Partnercheck ordentlich durchführen!

Nur in der Beinschlaufe eingebunden

Habt ihr oben aufgepasst? Dann wisst ihr! Bei diesem Szenario setzt die Kraft vertikal viel zu tief unter dem Körperschwerpunkt an. Und horizontal viel zu weit vorne.

Die erste Auswirkung bei einem Sturz wird also erstens ein gefährliches „Nachhintenkippen“ sein. Zweitens blaue Flecken rund um die Beinschlaufen, weil die ganze Sturzenergie hier landen wird.

Erneut gilt: sollte bei einem genauen Partnercheck niemals passieren!

Weiterer Praxis Tipp: Brustgurt einbinden mit Bandschlinge